Diese Woche ist mein Sohn eingeschult worden! Hurra!
Wie schaffen es die anderen Eltern, dieses Ereignis so locker hinzunehmen? Ich war tief gerührt, sehr emotional und merke plötzlich, dass es mir total peinlich ist. Ich bin zwar bereits sehr gut daran geschult, mit meinen Emotionen umzugehen, aber in einer neuen Situation verfalle ich noch viel zu schnell in alte Muster.
Beim Elternabend habe ich dann von einer Mutter zu der Klassenlehrerin sagen gehört, sie sei eine Heulsuse und muss immer weinen, weil sie sich doch so wahnsinnig freut, dass ihr Sohn in so eine tolle Schule mit einer großartigen Lehrerin gekommen ist.
Frauen sind auch Menschen
Das macht mich wütend. Es macht mich wütend, dass wir – Frauen noch so viel nicht dürfen.
Wenn wir durch das Leben schreiten, dass Gefühle zu zeigen etwas Negatives ist. Emotional zu sein ist schlecht, lernen wir. Übrigens, nicht alles, was wir lernen kommt aus der Kindheit. Wir lernen auch genug Mist über das richtige Verhalten als Erwachsene.
Hast du deine Tage? Bist du in den Wechseljahren? Ist es wieder eine deiner Phasen? – hören wir oft als Frauen. Wir, Frauen und ich bin auch eine davon, tun uns auch nichts Gutes, wenn wir uns Heulsuse oder “Ich habe heute meine Tage” betiteln.
Dads tun wir noch viel zu oft. Wir entschuldigen uns für Dinger, die selbstverständlich sind. Das macht mich richtig wütend.
Wir sollten aufhören uns dafür zu entschuldigen, dass wir emotional sind, dass wir lebendig und feinfühlig sind. Dass wir Frauen sind.
Gefühle gehören nicht in die Arbeitswelt
In der Arbeitswelt lernten wir auch viel zu oft, dass Frauen und Gefühle nicht in die Arbeitswelt gehören.
Vor allem für Leaderinnen.
Vor allem für Frauen, die Entscheidungen treffen.
Vielen von uns kennen das, nach einem Meeting sich in der Toilette einzusperren und zu weinen oder nach einem Emotionsausbruch sich fehl am Arbeits-Platz vorzukommen. Oder bei einem Elternabend dazusitzen und so zu tun, als ob wir keine Tränen hätten.
Mittlerweile finde ich emotionale Frauen richtig schön und freue mich riesig, wenn ich solche Frauen auch an, für mich entscheidenden Positionen, vorfinde.
Natürlich musste ich bei mir selbst anfangen.
Ich habe gelernt, dass es mehr Sinn macht, sich eigenen Emotionen zu stellen, sie zu benennen und zu erleben, als sie verstecken oder so zu tun, als würden sie nicht existieren.
Ich frage mich einfach “Was fühle ich gerade?”
Ich habe mir am ersten Schultag eine halbe Stunde Zeit genommen, bin in Ruhe alleine spazieren gegangen und kam mit neuer Kraft zurück. Ich habe mir erlaubt, unsicher, aufgewühlt und emotional zu sein und paradoxerweise habe durch die Verbindung mit meinen Emotionen Klarheit und Vertrauen geschöpft.
Passen Leadership und Emotionen überhaupt zusammen?
Oh, ja, sie passen wunderbar zusammen.
Wir haben das direkt beim Elternabend erlebt.
Die Lehrerin meines Sohnes hat sich bei uns vorgestellt. So wie sie gesprochen hat, hat sie mich zu Tränen gerührt.
- Sie war emotional – sie hat uns sehr deutlich gesagt und uns spüren lassen, dass sie als Expertin genau weiß, was unsere Kinder gerade durchmachen.
- Sie war emotional und hat uns vermittelt, was ihr in der Erziehung wichtig ist und warum das so ist.
- Sie war emotional und hat eine sehr klare und deutliche Sprache über ihre Unterrichtsweise, ihren Zugang und Erwartungen vermittelt.
Ich saß da und habe gedacht, wie wäre in dieser Klasse die Stimmung, wenn alle Eltern ihre Gefühle loslassen und zeigen würden. Ich musste schmunzeln. Da wir selbst das in bestimmten Kontexten nicht gelernt haben – Gefühle zu zeigen – glauben wir, dass etwas Schlimmes, Peinliches passieren wird. Oft passiert aber genau das Gegenteil – wir geben anderen Menschen die Erlaubnis, das Gleiche zu tun, sich menschlich zu füllen. Und das ist viel wert. Viel wert für Menschen, die es nie durften. Viel Wert für unsere Kinder, die auf uns schauen.
Ich bin aufgeregt, etwas beunruhigt und gleichzeitig in mir ruhend und zuversichtlich, dass wir alles schaffen werden. Das geht alles und gleichzeitig. Das erlaube ich mir.
Ich darf in meiner Arbeit Emotionen zeigen
Diese Woche musste ich auch an meine ersten Coachingstunden vor 7 Jahren denken. Eine Kundin hat mir damals in ihrem Feedback geschrieben, dass ich sehr empathisch sei und wir hätten bei unseren Treffen zusammen gelacht und geweint. Damals dachte ich – sowas kann ich doch nicht veröffentlichen.
Eine Proficoachin weint doch nicht bei ihrer Arbeit mit Kundinnen. Es ist doch sehr peinlich und zeigt nur, wie schwach ich bin.
Da wo ich es konnte, habe ich versucht diesen Satz aus meinen Testimonials rauszustreichen. Jetzt nehme ich das dankend an, zu hören, dass ich emotional, fühlend und manchmal mit Tränen in den Augen meinen Kundinnen zuhöre.
Diese Frauen haben eine starke berufliche Vision und möchten genauso gut das Familienleben managen. Sie müssen viel kämpfen und Niederlagen einstecken, damit sie ihren Weg gehen dürfen.
Das tun sie auch. Und ich bin da. Manchmal lachend, manchmal auch weinend. Emotional und menschlich. Mittlerweile habe ich selbst Coaches an meiner Seite, die emotional sind und mir auch nach unseren Sessions sagen, wie tief gerührt sie sind. Frauen sind Menschen. Auch wenn uns oft etwas anderes vermittelt wird.
Erkennst du dich wieder oder suchst du noch nach Möglichkeiten, deiner Emotionen zu begegnen? Schreib mir gerne eine Nachricht an info@natalia-schweizer.com oder hinterlasse ein Kommentar.
Die Autorin: Natalia Schweizer
Ich bin eine bekennende Optimistin, leidenschaftliche Mutter und Schreiberin. Als praktizierende Coachin ACC ICF und Unternehmensberaterin unterstütze ich ambitionierte Menschen, die sowohl eine gut gehende Karriere/Business als auch ein erfülltes Familienleben führen wollen und bereit sind, etwas aktiv dafür zu tun. Ich lebe und arbeite in deutscher, russischer und englischer Sprache und verbinde so in meiner Methodenwahl Fachkenntnisse und Praxiserfahrungen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen.
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