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Ich bin hochsensibel. Hochsensibilität als Rettungsring oder Anker, der zu Boden zieht?

Ich habe im November 22 herausgefunden, dass ich hochsensibel bin. Das hat meine Welt etwas mehr gerüttelt und gleichzeitig neue […]

Ich habe im November 22 herausgefunden, dass ich hochsensibel bin. Das hat meine Welt etwas mehr gerüttelt und gleichzeitig neue positive Stimmung hereingebracht. In diesem Artikel möchte ich dir etwas über Hochsensibilität erzählen und wie das meinen Zugang zum privaten und beruflichen Erfolg beeinflusst hat. 

Es ist schon interessant, wie das Buch über Hochsensibilität überhaupt in meinen Händen gelandet ist.

Eigentlich habe ich nach etwas anderem gesucht. 

Ich schlage das Buch auf der Seite 13 auf, lese den Test durch und fange zu weinen an. Ich habe das ganze Jahr intensiv gelernt, meine Gefühle zuzulassen und keine Angst mehr davor zu haben. Der Krieg in der Ukraine, meine persönliche schmerzhafte Transformation haben mich nach allen Kräften dabei “unterstützt”. Jetzt erlaube ich es mir zu weinen, einfach so, weil ich emotional gerührt bin. 

Mein Sohn und ich hatten im November richtig taffe Zeit. Gefühlt hat nichts gut funktioniert zwischen uns. Er hat mich gehauen, angeschrien und Russisch-Unterricht verweigert. Fast jeden Tag emotionale Achterbahn für uns beide. Irgendwann habe ich gedacht, so geht es nicht weiter, ich will der Sache auf den Grund gehen. Ich will verstehen, was mit ihm, mit uns los ist. So bin ich durch meine Recherche auf Bücher über Hochsensibilität bei Kindern gelandet. Dann in der Bibliothek ist mir das Buch von Elaine N. Arone “Hochsensible Eltern” in die Hände gefallen. Treu dem Motto “Setzen Sie zuerst IHRE Sauerstoffmaske auf…” habe ich mir vorgenommen, zuerst das Buch über die Eltern zu lesen. 


Ich bin hochsensibel. Ok. 

Elaine sagt in ihrem Buch, dass die erste und wichtigste Aufgabe für hochsensible Menschen darin besteht, die Hochsensibilität anzunehmen. 

Das war für mich nicht schwer. Ich habe das Gefühl, dass es dieses Jahr um nichts anderes ging, als mich so anzunehmen, wie ich bin. Ich bin aber auch eine Sinn-Sucherin mit viel Erfahrung. Human Design, Astrologie, Big 5.. die Liste der Selbstfindungs-Experimente ist lang. 

Wer sucht, der findet. Dieses Jahr entdeckte ich für mich die 4 Aspekte der Hochsensibilität. Es fühlt sich für mich so an, als ob ich endlich jemanden getroffen habe, der meine Sprache spricht, obwohl ich gedacht habe, diese Sprache gibt es gar nicht auf dieser Welt. Plötzlich stelle ich fest, es gibt ganze Völker, die dieser Sprache mächtig sind, es existieren sogar Gedichte und Romane in dieser Sprache. Vor allem Frauen, die hochsensibel und selbständig sind. 


Was gekennzeichnet die hochsensiblen Menschen oder wo finde ich mich in diesem Thema wieder.

  • Hochsensible Menschen gehen gerne den Dingen auf den Grund.

Ich gehe sehr gerne in die Tiefe, möchte alles bis zum letzten Detail ausforschen und kennen. Ich interessiere mich wirklich für meine Menschen und für das, was sie tun, wie sie leben, welches Leben sie für sich gestalten möchten. Es hört sich auf den ersten Blick etwas bemutternd an, aber ich denke, wenn du vor einer großen Veränderung steht, ein neues Business aufbaust oder einen neuen Weg einschlagen möchtest, brauchst du Menschen, die dich mit voller Kraft unterstützen und ein Stück mit dir gemeinsam gehen. 

Ein riesengroßer Vorteil durch so eine Art der Wahrnehmung ist – es wird gründlich durchdacht, es dürfen neue Lösungen, neue Ideen aufkommen. 

Als Nachteil sehe die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen. Überhaupt das Bewusstsein zu entwickeln, bei welchen Entscheidungen brauche ich Zeit und bei welchen nicht. Bei manchen Entscheidungen werfe ich tatsächlich eine Münze, bei den anderen mache ich Aufstellungen oder lasse mir so viel Zeit, wie ich brauche. Im Business heißt es dann oft “Testen und Experimentieren”.

  • Hochsensible Menschen sind schnell überreizt

Elaine schreibt darüber, dass hochsensible Menschen oft am “Rande des Burnouts gehen”. Als ich das gelesen habe, musste ich schmunzeln. Ja, das stimmt. Ich bin Expertin dafür, am Rande des Burnouts zu gehen und nicht rein zu kippen. Ich sehe das jetzt wirklich positiv.  Das hat lange genug gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich einfach schnell überreizt bin. Ich habe mich vor zwei Jahren mit dem Thema introvertiert – extrovertiert beschäftigt und habe da bereits meine ersten Erkenntnisse gewonnen, die mir geholfen haben. Mittlerweile lächele ich auch dabei, wenn ich sage “Ja, es kostet mir richtig Kraft und Übung, diese Welt optimistisch zu sehen.“ Ich musste das lernen. Ich musste hart lernen, dass ich schnell überreizt bin. Durch meine Burnouts habe ich mich, meinen Körper und meine Bedürfnisse kennenlernen dürfen und auch das, was mir im Leben wirklich wichtig ist.

Interessanterweise, habe ich mich im privaten Bereich schneller auf meine Hochsensibilität umstellen können. Ich gehe relativ früher ins Bett und sorge auch gut für mich und meine Ruhe. Im Arbeitsbereich hatte ich lange Zeit einen Irrglauben, dass es so nicht klappen kann. Ich musste mich immer wieder zwingen, noch mehr Stunden zu arbeiten, noch mehr Quantität zu liefern. Jetzt weiß ich, dass ich Arbeit und Erfolg so gelernt und unbewusst weitergelebt habe. Bis ich dieses Jahr angefangen habe, an meinen Glaubenssätzen über Erfolg nachzudenken und andere Formen des Entkommens aus dem Work-Life-Dilemma gesehen habe. Ich habe beispielsweise die lustige Leonie Dawson kennengelernt, die sich komplett auf Business mit Online-Kursen fokussiert hat und es offen zugibt, ja sogar als Erfolgskriterium vermarktet, dass sie nur 10 Stunden in der Woche arbeitet (mit Unterstützung von zwei VAs). 

Plötzlich konnte ich es für mich auch vorstellen, ich habe es mir erlaubt. Und habe meinen ersten Selbstlernkurs gemacht, den ich überhaupt nicht für perfekt halte. Aber ich habe den ersten Schritt gemacht. Getestet. 

Ich habe auch an meinen Coachingprogrammen weitergeschraubt. Sie sind so ausgelegt, dass meine Kundinnen und ich gemeinsam entspannt arbeiten können. Fühlen meine Kundinnen sich nicht wohl, können sie unser Termin spontan kostenfrei absagen, das Recht behalte ich mir auch vor. Ich kenne es aus der eigenen Erfahrung, dass bei Überreizung keine gute Arbeit möglich ist. 

  • Hochsensible Menschen fühlen sehr intensiv.

Ich kann Menschen fühlen. Neulich habe ich gedacht, vielleicht ist das auch der Grund, warum mir der Weg ins Onlinecoaching damals 2015 gar nicht so schwergefallen ist. Ich nehme Menschen so intensiv wahr, dass es völlig ausreichend ist, wenn wir online arbeiten.  Ich spüre Stimmungen in einem Raum, spüre, wie es einem geht und kann mich auf dieses Gefühl sehr gut verlassen. Das bringt mir einen großen Vorteil in meiner Rolle als Mutter, Partnerin und Coach.

 Nachdem ich diese Kompetenz in mit entdeckt habe, ist mir auch klar geworden, warum ich in großen Arbeitsgruppen so überfordert bin. Das Gute daran ist, ich muss mich jetzt nicht mehr auf große Veranstaltungen schleppen und versuchen zu lernen, wie das Netzwerken geht. Ich kann mich mit meinen lieben Menschen verabreden und entspannt schöne Zeit mit denen verbringen. Mich auf diese Menschen voll und ganz konzentrieren und dabei bei mir bleiben. 

Ich glaube, es gehört schon eine ordentliche Portion Mut dazu und ich habe es dieses Jahr intensiv praktiziert, mich in Gesprächen zu melden und zu sagen, dass ich nichts mehr aufnehmen kann, dass ich gerne Zeit für mich brauche oder dass mich dieses Gespräch gerade überfordert. Und das tut mir verdammt gut. Ich darf natürlich nicht vergessen, dass die meisten Menschen auf dieser Welt nicht hochsensibel sind und anders empfinden können. Das möchte ich achten und respektieren.

  • Hochsensible Menschen spüren alle Feinheiten

Bei diesem Punkt musste ich stark an meinen Beruf denken. Wenn wir im Business Coaching über die Zielgruppe und Wege zu den Kundinnen arbeiten, habe ich meistens ein ziemlich gutes Gespür, welche Menschen zu meinen Kundinnen passen würden und welche Wege dafür geeignet sind, damit sie sich kennenlernen und gut zusammenarbeiten können. Beispielsweise reden wir über Social Media und ich kann es mir richtig gut vorstellen, dass eine Kundin doch besser auf Konferenzen auftreten sollte und keine Instagram Postings machen. 

Im Privaten musste ich an die Wahl der Schule für meinen Sohn denken. Es war mir wichtig, alle Schulen, die wir in Betracht gezogen haben, zu sehen und in die Räume hineinzugehen, Lehrkräfte kennenlernen und mich letztendlich auf meine Intuition verlassen. Das hat gut geklappt.

Natürlich muss ich mich in acht davon nehmen, auf meinen Vorschlägen zu beharren. Speziell im Businessbereich, dürfen Menschen ihre eigenen Erfahrungen machen, eigene Wege ausprobieren.


Meine Learnings über das Thema „Hochsensibilität“:

  • In die Tiefe gehen und immer wieder etwas Neues lernen, beobachten, experimentieren, durchdenken – das brauche ich für mich unbedingt. Ich sollte nur schauen, dass ich das Gelernte so gut wie es geht, weiter geben kann, sei es im Blog, im Form eines Buches oder durch mein Business.
  • Ich darf nicht vergessen, dass nicht alle Menschen gleich fühlen wie ich und dass das OK ist. Genauso möchte ich auf andere Hochsensible mehr Rücksicht nehmen und sensible Frauen bei der Selbstständigkeit noch stärker unterstützen. 
  • Es tut mir gut, zu glauben, dass Hochsensibilität angeboren ist, so gebe ich mir quasi noch mehr die Erlaubnis, meinen eigenen Weg zu gehen. 
  • Ich kann als hochsensible Person ein profitables und sinnstiftendes Business aufbauen, ich brauche nur noch mehr Fokus auf meine persönlichen Stärken.

Also unter dem Strich scheint die Hochsensibilität für mich doch eine Art Rettungsring zu sein und so werde ich das auch in der Zukunft betrachten. Was meinen Sohn angeht, lerne ich gerade ihn einfach zu beobachten und habe mich entschieden, ihn noch nicht als hochsensibel zu betrachten. Ich nehme mir Zeit für mich, meine Bedürfnisse und merke, dass ich geduldiger und aufmerksamer auf die Wünsche meines Sohnes eingehen kann. Auf jeden Fall werde ich mich in diesem Thema vertiefen.

Möchtest du mehr über das Thema lesen? Hier ist meine feine Auswahl:

Buch von Elaine N. Aron “Hochsensible Eltern” und weitere Infos auf Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Elaine_Aron

Blog “Hochsensible und löwenstark”

https://dieloewenfamilie.de/blog/

***

In meinem Blog dreht sich alles um Frauen, die ihren Weg gehen. Die Themen sind so vielfältig, wie das Leben: Vereinbarkeit von Familie und Karriere, Selbstständigkeit und berufliche Herausforderungen der Frauen, die sich nicht zwischen Kinder und Karriere entscheiden möchten, Hochsensibilität und leben mit besonderen Kindern. Dazu gibt es Einblick in meine Onlinecoaching-Praxis: Case Studies und Selbstcoachingtools, die karriereorientierte Frauen dabei unterstützen, ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu führen. 

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1 Kommentar zu „Ich bin hochsensibel. Hochsensibilität als Rettungsring oder Anker, der zu Boden zieht?“

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