Eine Frau in Island

6 wichtige Learnings aus meinem Urlaub in Island

Gestern bin ich aus dem Urlaub zurückgekehrt und freue mich sehr, wieder zu Hause und in der Arbeit zu sein. Ich kann es kaum erwarten, meine Erkenntnisse zu verbloggen, bin ich doch seit diesem Jahr eine ziemlich produktive Bloggerin geworden. Ich habe auch ein paar schöne Bilder zugefügt, weil Island einfach so außergewöhnlich schönes Land ist.

Es tut gut bei Share-Life auf Escape-Knopf zu drücken.

Wie ich mich damals gefreut habe, als ich in der Vorbereitung eines Leadership Seminars den Begriff “Share-Life-Balance” kennengelernt habe. Share-Life-Balance bedeutet, dass du quasi so frei bist und selbst entscheidest, ob du arbeitest oder dich um die Familie kümmerst. Durchs Internet und neue Arbeitskonzepte sind die Möglichkeiten des Sharens unbegrenzt. Wenn du dazu auch selbstständig bist, kannst du ja alles frei entscheiden, nicht wahr? Nein, es stimmt nicht ganz. Wenn die meisten Menschen an Ende der Share-Life-Balance die Bilanz ziehen, haben sie mehr gearbeitet als das Leben genossen. Ich habe mich für diesen Urlaub bewusst entschieden, keine Arbeit mitzunehmen. Nicht mal an die Arbeit zu denken. Nichts über die Arbeit oder berufliche Entwicklung zu lesen. Harry Potter and the Philosopher´s Stone und ein Reiseführer über Island durften in Buchform mitkommen. Mein Notizbuch Leuchtturm 1917 und das Life Goals Canvas von 2022 habe ich natürlich auch miteingepackt. Sie kommen überall mit. Die Zeit ohne Arbeit hat mir gut getan. Ich kann das nur empfehlen. Probiere es aus.  Auch wenn du selbstständig bist oder leidenschaftlich gerne arbeitest, probier es mal ohne Arbeit. Finde heraus, was dann passiert. Vielleicht gefällt es dir. Oder du kriegst neue Ideen. Ich habe beispielsweise erkannt, dass ich total Lust drauf habe, das Jahreszeiten-Konzept bei der Planung auszuprobieren. Ich habe das irgendwann irgendwo mal gelesen und plötzlich ist diese Idee wieder aufgetaucht und hat sich in der Urlaubszeit noch mehr gestärkt. Ich beginne im Sommer und widme die Sommerzeit meiner Kreativität, Schreiben, eigenem Selbstlernkurs, meinem Sohn und unserem Spaß. Pausiere die Business Coachings und Ausbildungen, die mit meinem Business zu tun haben. Im Sommer werde ich darauf achten, mehr zu geben, mein Wissen mit meinen Kund:innen und Blogleser:innen zu teilen.

Museumscafe in Island

Motivation kann durch Herausforderungen entstehen.

Ich gebe es zu, ich bin (war) ein Mensch, der öfters gesagt hat “Ich traue mich nicht auf Englisch zu arbeiten. Dafür spreche ich zu schlecht.” Das lustige dabei ist, dass ich schon sehr lange und gut auf Englisch arbeite, aber nicht offiziell in meinem Business. Mal war das ein Charity Event über Leadership, mal eine Konferenz oder Mentoring für Professional Women Networking, wo ich ehrenamtlich tätig war. Sehr wohl weiss ich, wie wichtig die richtige Motivation ist und bin ständig dabei, diese Motivation zu suchen und auszubauen. Nun war ich in einem Land im Urlaub, wo die meisten Menschen Englisch sprechen. Ich habe mich dafür entschieden, dass ich mit Menschen, die mir auf dem Weg begegnen, kommunizieren möchte, ich möchte mich mit ihnen austauschen, ihre Geschichten hören. Das war die beste Entscheidung und Motivation, die ich finden konnte. In Wien sagt man “Durch´s Reden kommen die Menschen zusammen.” Genau so war das auch. Auf in Island kommen die Menschen durch Reden zusammen. Wir haben in einem kleinen Cafe zwei Schweizerinnen kennengelernt, die uns von einem tollen Hot Pot erzählt haben. Ich habe mit einem Professor gesprochen, der sich nach 9 Jahren im Ausland in sein Heimatland zurückkehren will, um dort zu unterrichten und frische Impulse in die Ausbildung zu bringen. Ich liebe es, wenn Menschen mir ihre Geschichten, ihre Visionen oder Lebensweisheiten offenbaren. Auch wenn ich im Urlaub beruflich nicht aktiv war, habe ich erkannt, dass Coaching meine wahre Berufung ist. In jedem Menschen versuche ich Stärken und Potenzial zu sehen und sage das auch oft offen. Dieses Mal halt auf Englisch. Jeden Abend, als ich mich mit meinem Partner (ich werde ihn übrigens in der Zukunft in meinem Blog Mr. Right nennen, das haben wir ausgemacht) ausgetauscht habe, habe ich gesagt, dass ich zwar müde und sehr aufgeregt bin, gleichzeitig förmlich spüren kann, wie meine Welt mit jedem Austausch weiter und größer wird. Ich halte ehrlich gesagt nicht viel von Herausforderungen, die nur auf Disziplin abzielen. Aber so eine Herausforderung, die mit einer starken Motivation einhergeht – bitte mehr davon.

Hot Pot in Island

Es tut gut, Verantwortung mit anderen zu teilen.

In meinem “früheren” Leben hatte ich oft das Gefühl, dass ich mit meinen Problemen und Herausforderungen allein klarkommen muss. Das habe ich schon als Teenager gelernt, weil meine Eltern leider in der Zeit mit anderen Geschehnissen in meinem Heimatland beschäftigt waren und keine Zeit für meine Probleme hatten. Steht eine Aufgabe oder eine neue Herausforderung im Raum, versuche ich automatisch diese Aufgabe zunächst mit eigenen Kräften zu lösen. In Coachings und Therapie habe ich gelernt, mich auf andere zu verlassen und meine Verantwortung zu teilen. Kontrolle loszulassen musste ich auch lernen. Anderen zu vertrauen auch. In diesem Urlaub war mein Sohn das erste Mal über längere Zeit allein mit seinen Großeltern. Ich habe mir im Vorfeld viele Sorgen gemacht und sogar Aktivitäten ausgedacht, was sie doch miteinander in der Zeit unternehmen könnten. Bis ich mich an meine Beziehung zu meinen Großeltern erinnert habe. Ich habe meine Großeltern, meine Oma abgöttisch geliebt. Sie war in meiner Kindheit die wichtigste Bezugsperson und sicher hat sie nicht alles so gemacht, wie es sich meine Eltern vorgestellt haben. Ich denke nur daran, wie sie mir mit 10 Jahren meine Ohrläppchen gestochen und Ohrringe geschenkt hat, weil ich das unbedingt haben wollte und meine Mutter dagegen war. Mein Gott, war ich stolz und glücklich. Solche Erfahrungen möchte ich meinem Sohn nicht vorenthalten. 

Diese Vorstellung und Erinnerungen haben mir letztendlich geholfen, loszulassen und mich auf mein Leben und meinen Urlaub zu konzentrieren. Mein sechsjähriger hat beispielsweise seinen Wackelzahn endlich verloren und diese tolle Erfahrung darf er jetzt mit seinen Großeltern teilen. Und das ist auch gut so. 

Mein fünfzehnjähriger Kater musste dieses Jahr zum Tierarzt und bei dieser Gelegenheit habe ich erfahren, dass diese lieben Menschen  – ein Ärzteehepaar- eine Tierpension haben. Ich habe ja bereits in meinen 6 Fun Facts über mich über mein Katzenprojekt geschrieben und damals habe ich mal die Tierpension für eine Woche ausprobiert und habe einen aufgelösten Kater zurückbekommen. Jetzt, einige Jahre später, habe ich eine ganz andere Erfahrung gemacht. Menschen, die richtig tierlieb sind und auf die ich mich verlassen konnte. Ich habe mir im Vorfeld viele Gedanken, auch über das Geld gemacht und mich fürs Vertrauen und Investition in mich und meine Ruhe entschieden. Als ich heute meinen Kater wieder abgeholt habe, hatte ich richtig Tränen in den Augen bekommen, weil ich so dankbar und gerührt war, wie gut sie sich um ihn gekümmert haben. 

Jeder Tag bringt eine neue Chance, sich besser kennenzulernen.

Schaue ich mir die Postings in meinem LinkedIn Newsfeed an, sehe ich oft wie Menschen auf bestimmte Trends aufspringen und versuchen auf diese Weise “authentisch zu sein und authentisch zu schreiben”. Ich nenne das „Jetzt bin ich mal authentisch-Trends“.

“Jetzt sage ich mal ehrlich – ich bin erfolgreich und ich finde es geil”

„Jetzt sage ich mal ehrlich – ich habe versagt und ich will das ehrlich erzählen“

„Jetzt sage ich aber mal ehrlich – LinkedIn ist zwar ein berufliches Netzwerk, aber meine Persönlichkeit gehört genauso zu meinem Beruf und ich teile auch persönliches über mich hier.“

Lese ich an einem Tag mehrere Postings, die in eine Richtung gehen, vermisse ich dann tatsächlich die richtige Authentizität. Was will ich? Was beschäftigt mich gerade? Was bedeutet es für mich – ich gehe liebevoll mit mir um? 

Würden wir mehr auf uns hören, würden wir mit uns selbst Erfahrungen machen, haben wir kein Bedarf mehr, diese drei oben erwähnten Trend-Postings zu schreiben. Wir würden ganz einfach, auf den ersten Blick banale Geschichten erleben und diese mit anderen teilen oder für uns behalten. Ich möchte mit dir meine naive und für mich sehr wichtige Geschichte teilen. Seit zwei Jahren lerne ich zu essen. Das, was auf den ersten Blick lächerlich klingt, ist wichtig für mich. Ich war jahrelang diejenige, die auf Frühstück und oft auf das Mittagessen verzichtet hat. Ich habe mir weder Zeit genommen, noch sich um ein vernünftiges Essen gekümmert. Es war nie genug Zeit dafür da. Vor zwei Jahren habe ich dann mit einer Ernährungsberaterin gearbeitet und sie sagte mir, dass das Problem, dass ich wenig Energie habe, liegt eigentlich daran, dass ich zu wenig esse und nicht zu viel. Zuwenig essen und schlapp sein, zu wenig essen und zunehmen – wie geht das den?

Also, habe ich gelernt in meinem Kalender fixe Zeiten für Mittagessen einzutragen und diese einzuhalten, mein Frühstück zu einem Ritual mit meinem Sohn entwickelt und gelernt, für meine Energie auch mit Essen zu sorgen. Im Urlaub habe ich sofort erkannt, wie wichtig es mir ist, vernünftig zu essen und die Essenszeiten einzuhalten. So haben wir oft unsere Routen so geplant, dass wir Zeit für ein Mittagessen haben.

2 Tage haben wir es nicht gemacht und ich habe sofort den negativen Effekt gespürt. Ich war müde, hatte am Abend keine Energie mehr und auch keine Lust, weiteren schönen Urlaubstag zu planen. Diese Erfahrung hat mich sehr gefreut, weil ich erkannt habe, dass ich tatsächlich gelernt habe, zu essen und meine Energie selbstständig mit ganz einfachen Mitteln, beispielsweise durch Essen aufzubauen.

Es lohnt sich wirklich, anstatt zu lernen, authentisch zu sein, auf sich und eigene Bedürfnisse zuzuhören und sich besser kennenzulernen. 

Campingplatz in Island

Beziehungen brauchen nicht immer Romantik, sondern ein aufrichtiges Interesse für einander.

Ich muss sagen, ich bin sehr gerne Familienmensch. Ich habe eine große Transformation durchgemacht – von einer Frau, die auf einen Prinzen wartet, der wie ein bekannter schottischer Schauspieler aussieht und sie immer wieder mit romantischen Abendessen überrascht bis zu einer Frau mit Mr. Right und Kind, die einfach gemeinsam leben, gerne zusammen sind, sich streiten, Einkaufslisten abchecken und sich über Klamottenmarken für Sohn nicht einigen können. Ich weiß jetzt genau, dass ich keine Überraschungen von einem Prinzen brauche, der mich ständig mit irgendetwas überrascht – schon von dieser Vorstellung wird mir schlecht. Ich brauche einen Menschen, auf den ich mich verlassen kann, mit dem ich quatschen und meine Probleme besprechen kann, aber auch einen Menschen, auf den ich neugierig sein kann.

In meinem Urlaub konnte ich mehr Abstand von uns als Familie nehmen und mich auf meinen Partner mehr als einen Menschen zu konzentrieren. Einen Menschen, der plötzlich an einem verlassenen Strand beginnt den Plastikmüll aufzusammeln, einen Mensch, der mir stundenlang über seine Forschungsprojekte erzählen kann und einen Mensch, der sagt – Ah, ja, ich brauche zwar jetzt kein Essen, aber ich weiß, du muss ja etwas zum Mittag haben, daher planen wir unseren Tag so, dass du was zum Beißen kriegst. Romantik pur, nicht wahr? 

Ein Strand in Island

Selbstreflexion darf auch mal Urlaub machen.

Ich beobachte mit ein wenig Skepsis den Trend, dass Menschen für alle ihre Probleme und Herausforderungen sofort  einen Experten um Rat fragen. Unterstützung finde ich grundsätzlich super, bin ich doch selbst eine, die Coaching als Unterstüzung anbietet. Was mich skeptisch macht ist der Trend, dass Coach oder Berater ständig mit einem zusammenarbeitet. Braucht es wirklich, frage ich mich? Geht es nicht darum, dass Menschen lernen, sich um sich selbst zu kümmern? Geht es nicht mehr um HIlfe zur Selbsthilfe? Ich teste ja gerade selbst mein eigenes halbjähriges Coachingprogramm mit Kundi:nnen und bin gespannt, wie sich das weiter entwickeln wird. In meinem Urlaub wurde mir bewusst, dass ich persönlich nach einem Jahr Gruppentherapie für helfende Berufe und ständigem Coaching zu Business- und Geldthemen jetzt eine Pause einlegen möchte. Ich möchte mich wieder mehr auf mich selbst stützen und auch zu testen, wie weit meine persönliche Transformation fortgeschritten ist.

Für meine Kund:innen habe ich im Sommer wieder Einzelcoachings und 3-stündige Life Goals Sprints im Angebot, wenn sie sich mit ihren Zielen und Lebens-Balance auseinandersetzten möchten.

Die Autorin: Natalia Schweizer

Ich bin eine bekennende Optimistin, leidenschaftliche Mutter und Schreiberin. Als praktizierende Coachin ACC ICF und Lebensberaterin unterstütze ich ambitionierte Frauen, die sowohl eine gut gehende Karriere als auch ein erfülltes Familienleben führen wollen und bereit sind, etwas aktiv dafür zu tun. Ich lebe und arbeite in deutscher, russischer und englischer Sprache und verbinde so in meiner Methodenwahl Fachkenntnisse und Praxiserfahrungen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen.

5 Kommentare zu „6 wichtige Learnings aus meinem Urlaub in Island“

  1. Pingback: Blog-Bestenliste 2022 - NATALIA SCHWEIZER

  2. Lieber Christian, vielen Dank für deine Worte – es freut mich so. Ich kann mich sehr gut erinnern, wie es mir damals ging, vor 11 Jahren und du warst einer der Menschen, dir mich einfach unterstützt haben – vom Herzen. Und ja, ein Walk-Update setzten wir auf die ToDO 🙂 Liste. Liebe Grüße und schönen Feiertag Natalia

  3. Hallo Natalia, um 6h morgens brauche ich einen gemütlichen „Wiener Kaffeeeeee“ mit langem E und zum Aufwachen ein paar Zeilen, die zum Nachdenken anregen können. Heute ist es dein Post, den ich zum reflektieren nutze – danke für´s Teilhabenlassen an deinen Gedanken. Ich verfolge deine persönliche Entwicklung mit Freude und Interesse. Kann mich noch gut erinnern als deine berufliche und familiäre Situation noch in der Planungsphase steckten. Um so mehr freue ich mich schon auf unseren geplanten Update – Spaziergang an der Donau 🙂
    GLG Christian

  4. Liebe Natalia, das ist ein wirklich authentischer, sympathischer, mich sehr berührender Artikel. Ich erkenne mich und meine Überlegungen wieder und freue mich darauf, mehr von Dir zu lesen. Liebevolle Großmutter, Island, Coachings zum selber weiter gehen und den echten Mr. Right, wie wunderbar! Alles Gute und herzliche Grüße aus Berlin, Elena

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